@HTAI, 28.11.2022 Hessen Trade & Invest

Stimmungsbild deutsch-britische Handelsbeziehungen – eine Sonderauswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)

Zum Stand der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien könnte man ein Jahr nach dem Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt sagen: „Es ist kompliziert.“ Das aber zumindest konstant.

Lastwagen im Stau auf der Autobahn M20 vor Dover
Es geht nicht richtig vorwärts: Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU tun sich viele deutsche Unternehmen schwer mit Optimismus. © istockphoto.com/ iconphotomedia

Ein Jahr nach dem Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt zeichnet sich ein problematisches Bild deutsch-britischer Handelsbeziehungen ab. Laut der Sonderauswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) im Rahmen der bundesweiten IHK-Umfrage „Going International 2022“ aus dem Februar 2022 beurteilten 43 Prozent der befragten 1.500 Unternehmen mit Geschäftsverbindungen zu Großbritannien ihre Geschäftssituation im Vereinigten Königreich als schlecht. 33 Prozent erwarten eine weitere Verschlechterung für das Jahr 2022. Lediglich 17 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftssituation als gut.

Bleiben oder gehen?

Post-Brexit ist eine anhaltende Phase der Planungs- und Rechtsunsicherheit für deutsche Unternehmen mit Geschäft in Großbritannien – und es trifft insbesondere den Mittelstand. Laut der DIHK-Erhebung erwägt jedes siebte deutsche Unternehmen, das in Großbritannien investiert, seine Aktivitäten weg von der Insel zu verlagern.

Großbritannien ist mit einem Investitionsvolumen von 160 Milliarden Euro nach den USA der zweitgrößte Investitionsstandort für deutsche Unternehmen. Über 400.000 Mitarbeiter sind in Großbritannien in deutschen Niederlassungen beschäftigt. Aktuell ist das Vereinigte Königreich auf Platz 10 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands abgerutscht, mit einem Handelsvolumen von 97,4 Milliarden Euro. In Deutschland hängen etwa 600.000 Arbeitsplätze vom Export nach Großbritannien ab.

Unsicherheiten, Stolpersteine, Handelshemmnisse – Optimismus fällt schwer

Zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Unternehmen geben an, von erhöhter Zollbürokratie betroffen zu sein. Im Vergleich zum Vorjahr bemerken mehr Unternehmen, 46 Prozent, eine Zunahme tarifärer Handelshemmnisse. Durch den Austritt Großbritanniens aus der Pan-Europa-Mittelmeer-Zone (PEM) können neue oder höhere Zölle auf Waren aus Drittländern für Unternehmen in Großbritannien und in den Lieferketten mit UK-Vorprodukten anfallen.

Ein Drittel der befragten Unternehmen sieht die wirtschaftliche Bedeutung Großbritanniens weiter sinken: ein Trend, der seit 2017 anhält.

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