Versicherungen für bewegte Zeiten
Mit der gescheiterten Brexit-Abstimmung ist es wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, wie hilfreich eine systematische Vorbereitung und besonnenes Agieren gerade in Zeiten großer Ungewissheiten sind. Bei der R+V Versicherung bestimmt diese Besonnenheit das Handeln und lässt auch einen Blick in die Brexit-Kristallkugel zu.
Wir treffen Dr. Uwe Siegmund, Leiter Strategie und Grundsatz im Bereich Kapitalanlagen sowie Brexit-Beauftragter bei der R+V Versicherung, am 15. Januar. Ein entscheidendes Datum im Brexit-Kalender: An diesem Tag findet die Brexit-Abstimmung im britischen Parlament über den Austrittsvertrag von Premierministerin Theresa May statt. Und für einen Moment ist der Ausgang noch offen, ist das Ergebnis noch Spekulation.
Siegmund ist realistisch in seiner Einschätzung und skizziert die Möglichkeiten, die sich so kurz vor der Abstimmung abzeichnen: Das Austrittsabkommen wird abgelehnt oder in Teilen mit der EU nachverhandelt, eine Verschiebung der Abstimmung oder auch ein zweites Referendum.
Auf die Frage, ob er den Blick in die Kristallkugel wagen und den Ausgang der Abstimmung voraussagen möchte, ist die Antwort nüchtern und klar: Er glaube nicht, dass das Austrittsabkommen im britischen Parlament angenommen wird. Dieses Risikoszenario eines ungeregelten Brexits ist auch das, worauf man sich bei der R+V Versicherung vorbereitet hat.
Dr. Uwe Siegmund ist als Brexit-Beauftragter Teil eines kleinen, agilen Teams, das seit 2017 nicht nur das Unternehmen R+V Versicherung auf den Brexit vorbereitet, sondern auch Fragen unter die Lupe nimmt, die für betroffene Versicherungskunden interessant sein können. Mitarbeiter aus allen Unternehmensbereichen, die vom Brexit betroffen sind, bilden das flexible Team und widmen einen Teil ihrer Arbeitszeit und Expertise den Brexit-Themen. Diese agile Teamführung hat sich für die R+V Versicherung schon bei der Einführung des Euros bewährt: Veränderungen begleiten, solange es wichtig ist, aber nicht innerhalb starrer Strukturen, sondern immer mit der Fachkenntnis, die es für spezifische Fragestellungen braucht.
Ein Stück Sicherheit aus Hessen
Agilität spiegelt auch die Atmosphäre wider, die den Besucher beim Betreten der 2010 erweiterten Deutschlandzentrale empfängt. Die R+V Versicherung ist mit 15.000 Mitarbeitern, davon gut 5.000 in Wiesbaden, einer der größten Arbeitgeber der hessischen Landeshauptstadt. Dem größten hessischen Versicherer geht es gut. Blickt man von der Dachterrasse der Zentrale, sieht man nicht nur weit in das Umland, sondern auch auf einen lebendigen Versicherungscampus, der sich rund um den Neubau erstreckt und weiterwächst.
Wer bei Versicherungen nur graue Anzüge vor Augen hat, sollte umdenken. Beim Gang durch die Flure fallen nur wenige Krawatten ins Auge, die Stimmung ist entspannt, die großzügige Glasfassade und transparente Raumgestaltung im Innern sorgen für lichte Stimmung auch im Wintergrau. Ausgewählte Kunst sorgt für Inspiration und freundliche Kaffeebars bilden Orte der Begegnung und des Austausches.
Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, die fast vergessen lässt, was mit der Abstimmung über das Austrittsabkommen für viele Menschen und Unternehmen beiderseits des Kanals an Ungewissheit verbunden ist.
Dieses Risikoszenario eines ungeregelten Brexits ist auch das, worauf man sich bei der R+V Versicherung vorbereitet hat.
Für Dr. Uwe Siegmund war der Brexit zuallererst ein Thema im Bereich der Kapitalanlagen, hier sorgte der Brexit bereits im Vorfeld der Abstimmung im Jahr 2016 für Bewegung. Als Brexit-Beauftragter und Koordinator waren es dann vor allem operative Fragestellungen, die für ihn in den Vordergrund rückten. Sowohl nach innen als auch nach außen.
Gefragt nach Brexit-Auswirkungen auf den eigenen Arbeitsalltag sagt Siegmund, dass sich für die R+V Versicherung gar nicht viel verändert hat mit dem nahenden Austritt. Das Unternehmen arbeitet primär in Deutschland für deutsche Unternehmen innerhalb der genossenschaftlichen Finanzorganisation. In den Bereichen der Kapitalanlage und der Rückversicherung bestehen natürlich Verbindungen nach Großbritannien, aber hier wird man zukünftig so zusammenarbeiten, wie man es bereits mit anderen Drittländern wie etwa der Schweiz tut.
Viele Unternehmen haben erst spät reagiert
Wie reagiert man als großer Versicherer in solchen Zeiten? Indem man proaktiv auf seine Kunden zugeht, antwortet Siegmund – die Kunden, die vom Brexit betroffen sind, herausfiltert und mit diesen gemeinsam schaut, wo es rund um das Thema Versicherungen Fragestellungen gibt, die direkt mit dem Brexit zusammenhängen. Dann heißt es, Lösungen zu finden.
Unternehmen, die vom Brexit betroffen sind, sind dies meist auf ganz unterschiedlichen Ebenen und so muss erst eine Reihe von Fragestellungen abgehandelt werden, bis dann auch Versicherungsfragen in den Blick rücken.
Bei den meisten Firmenkunden begannen die Fragen rund um ihren Versicherungsschutz so richtig erst im Laufe des vergangenen Jahres. Besonders betroffen sind unter anderem die Versicherungskunden aus der Transportbranche. Aber auch Mittelständler aus dem produzierenden Gewerbe mussten sich Fragen rund um Produkthaftpflicht und Haftpflicht allgemein stellen, beispielsweise ob und wie das Unternehmen die eigenen Produkte nach einem Austritt im VK versichert.
Generell gilt aber, dass auch abgeschlossene Verträge über den Austritt hinaus erst einmal weiter bestehen. Eine Übergangsfrist hätte hier bedeutet, mehr Zeit zu haben, sich anzupassen. Aber auch ein ungeregelter Brexit ändert nichts am alten Rechtsprinzip „Pacta sunt servanda“. „Bestehende Verträge bestehen erst einmal weiter“, beruhigt uns Dr. Uwe Siegmund. „Dies gilt vor allem im Zivilrecht. In aufsichtsrechtlichen Bestimmungen, etwa im Pharma-, Luftverkehrs- oder auch Bankenrecht, wird es allerdings einen starken Klärungsbedarf geben. Grundsätzlich empfehlen wir unseren Firmenkunden, sich zu informieren, wo es versicherungsrelevante Themen gibt, die vom Brexit betroffen sein könnten, und mit diesen dann zu uns zu kommen. Wir unterstützen sie bei der Suche nach Antworten.“
Unternehmen, die vom Brexit betroffen sind, sind dies meist auf ganz unterschiedlichen Ebenen und so muss erst eine Reihe von Fragestellungen abgehandelt werden, bis dann auch Versicherungsfragen in den Blick rücken.
Der Blick über den Kanal in ein geteiltes Land
Politisch, sagt Dr. Siegmund, sei er dagegen nicht so entspannt. „Wir sind gut vorbereitet – auch auf einen ungeregelten Brexit.“ Denn Ungewissheit bleibt bestehen, auch nach dem nicht überraschenden Abstimmungsergebnis und überstandenem Misstrauensvotum vom 15. Januar ist nicht klar, ob es nicht noch eine Abstimmung oder Wahl gibt, eine Verschiebung des Austritts oder gar Neuverhandlungen.
„Ein Wunsch an die Politik wäre es, das Zielbild klarer zu machen. Hier wäre ein Freihandel mit Großbritannien mit keinen oder sehr niedrigen Zöllen sowie nichttarifären Hindernissen wünschenswert. Und ich würde mich freuen, wenn man damit auch den europäischen Geist dem entgegensetzt, was wir gerade aus Amerika sehen.“
So könnte ein Vorteil im Abstimmungsergebnis aus London darin liegen, dass man jetzt gezwungen ist, sich schnell zusammenzusetzen und zu verhandeln, nicht nur darüber, wie man die Trennungsschmerzen gering hält, sondern auch darüber, mit welchem Zielbild es weitergeht. Nur so schafft man dann wieder Rechtssicherheit für Unternehmen und Bürger.
Ein Nachsatz bleibt in Erinnerung: Die Stimmung in Großbritannien ist aufgeheizt. Unabhängig davon, wie es in den Entwicklungen rund um den Brexit weitergeht: Das Land ist gespalten. Das Parlament, die Parteien – die Spaltung zieht sich durch die ganze Gesellschaft. Und es ist unklar, wie ein solcher gesellschaftlicher Bruch geheilt werden kann.
Unternehmensinformation
Die R+V Versicherung hat ihre Wurzeln in den 1920er Jahren in der Raiffeisen Allgemeinen Versicherung a.G. und der Raiffeisen Lebensversicherungsbank a.G., beide damals mit Sitz in Berlin. Nach verschiedenen Fusionen und im Zuge der Isolierung Westberlins nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Unternehmenssitz zunächst ins Rheingau und dann nach Wiesbaden verlegt, wo auch heute noch der Hauptsitz des Unternehmens ist.
Die R+V Versicherung zählt zu den größten Versicherungsgesellschaften für Privat- und Firmenkunden in Deutschland und ist Teil der Genossenschaftlichen Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.

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